Rückgang von Glaube und religiöser Praxis setzt sich fort
Der Trend einer schwindenden religiösen Bindung in der Schweiz setzt sich weiter fort. Wie aktuelle Daten zeigen, glauben immer weniger Menschen im Land an eine höhere Macht oder praktizieren eine Religion aktiv. Die neusten Erhebungen des Bundes belegen einen fortdauernden Rückgang sowohl des religiösen Bekenntnisses als auch der Teilnahme an religiösen Veranstaltungen oder Ritualen.
Insbesondere unter der jüngeren Bevölkerung ist die Abkehr von traditionellen Glaubensformen markant: Viele Jugendliche und junge Erwachsene bezeichnen sich als konfessionslos oder spirituell, ohne jedoch einer konkreten Religionsgemeinschaft anzugehören. Auch die klassische Praxis wie Kirchgang, Gebete oder religiös motivierte Feiertagsbegehung verlieren zunehmend an Bedeutung.
Diese Entwicklung ist nicht abrupt, sondern setzt eine über Jahre beobachtete gesellschaftliche Transformation fort. Religiöse Institutionen verzeichnen sinkende Mitgliedszahlen, während gleichzeitig das Vertrauen in weltliche Formen der Sinnstiftung und Solidarität wächst. Sichtbar wird dies unter anderem im Engagement für soziale oder ökologische Anliegen ausserhalb institutioneller Glaubenswelten.
Der Rückgang religiöser Zugehörigkeit stellt Politik und Gesellschaft vor neue Fragen: Welche Rolle spielen religiöse Werte in einem zunehmend säkularen Gemeinwesen? Und wie können staatliche Strukturen auf den Wandel in den individuellen Überzeugungen reagieren?
Trotz dieser Tendenz bleibt die religiöse Vielfalt in der Schweiz hoch. Neben der römisch-katholischen und der reformierten Kirche, deren Bedeutung rückläufig ist, bestehen zahlreiche kleinere Religionsgemeinschaften, die teils stabile oder wachsende Mitgliederzahlen aufweisen – darunter muslimische, buddhistische und hinduistische Gruppen.
Die entstehende Pluralität und Individualisierung des Glaubens fordert auch die interreligiöse Verständigung heraus. Bund und Kantone fördern mit verschiedenen Programmen den Dialog zwischen den Religionen sowie das Zusammenleben in einer Gesellschaft, die ihre Identität zunehmend jenseits konfessioneller Zugehörigkeit definiert.
Die Politik nimmt die Entwicklung zur Kenntnis. Das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) beobachtet die gesellschaftlichen Veränderungen im religiösen Bereich und prüft deren Auswirkungen etwa auf Bildung, Integration oder ethische Debatten im Bereich Gesundheit und Wissenschaft.
Inmitten einer sich wandelnden Welt bleibt der gesellschaftliche Zusammenhalt eine zentrale Herausforderung. Ob religiös oder nicht – das Bedürfnis nach Sinn, Zugehörigkeit und moralischer Orientierung scheint ungebrochen. Nur die Formen, in denen es Ausdruck findet, verändern sich.
Quelle: https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/katalog.assetdetail.35408014.html