Bockengut Horgen: Swiss Life übernimmt historisches Landgut von U …
Das historische Landgut Bocken in Horgen hat einen neuen Eigentümer: Swiss Life übernimmt das renommierte Anwesen von der UBS. Damit geht ein weiteres Kapitel in der bewegten Geschichte des Guts zu Ende, das auf eine jahrhundertelange Tradition zurückblickt.
Verkauf in Millionenhoehe
Der Kaufpreis wurde zwar nicht offiziell bekannt gegeben, Insider gehen jedoch von einer zweistelligen Millionensumme aus. Bereits 1993 hatte der Kanton Zürich das Gut für 24 Millionen Franken an die damalige Schweizerische Kreditanstalt veräussert.
Zukunft des Landguts gesichert
Für Liebhaber historischer Veranstaltungsorte gibt es gute Nachrichten: Das Bockengut bleibt für Events und Feiern buchbar. Swiss Life plant sogar, das Anwesen künftig verstärkt für externe Gäste zu öffnen. Mediensprecher Robin Rickenbacher bestätigte diese Absicht gegenüber der Presse.
Gemeinde Horgen zeigt sich erfreut
Beat Nüesch, Gemeindepräsident von Horgen, bewertet den Eigentümerwechsel positiv. „Es ist ein Glücksfall, dass das Gut im bisherigen Stil weitergeführt wird“, erklärt Nüesch. Für die Gemeinde habe das Bockengut eine grosse Bedeutung – insbesondere als Naherholungsgebiet. Die Bevölkerung hat über ein öffentliches Fusswegrecht Zugang zum Gelände.
Vom Landgut zum Kurbad
Die Geschichte des Bockenguts beginnt im 13. Jahrhundert mit der ersten urkundlichen Erwähnung als „Buccunbach“. 1675 liess der spätere Zürcher Bürgermeister Andreas Meyer das repräsentative Landhaus errichten. Zeitgenossen beschrieben es als herrlichen Palast mit beeindruckenden Gärten und einem in den Fels gehauenen Gewölbekeller.
Im 18. Jahrhundert verwandelte Johannes Stocker das Anwesen in eine Kur- und Badeanstalt. Der geschäftstüchtige „Chirurgus“ vermarktete das Quellwasser als heilsam. Diese Blase platzte jedoch, als spätere Untersuchungen zeigten, dass es sich um gewöhnliches Quellwasser handelte.
Schauplatz des Bockenkriegs
Einen tragischen Platz in der Geschichte nahm das Gut 1804 ein, als es zum Namensgeber eines Aufstands wurde. Während des sogenannten Bockenkriegs rebellierte die Landbevölkerung gegen die Stadt Zürich. Der Horgner Schuhmacher Jakob Willi führte Bauern gegen eidgenössische Truppen und konnte beim Landgut einen vorübergehenden Sieg erringen. Sein Schicksal endete jedoch tragisch mit Verhaftung und Hinrichtung.
Ära Schwarzenbach
Eine prägende Phase erlebte das Bockengut ab 1911 unter der Familie Schwarzenbach. Seidenfabrikant Alfred Schwarzenbach-Wille erwarb und erweiterte das Anwesen. Unter seiner Leitung entwickelte sich ein florierender landwirtschaftlicher Betrieb mit einem renommierten Pferdgestüt.
Das Gut wurde zum Treffpunkt illustrer Persönlichkeiten: Komponist Richard Strauss gehörte ebenso zu den Gästen wie General Ulrich Wille, der regelmässig von Feldmeilen nach Horgen ruderte, um seine Tochter zu besuchen. Weniger rühmlich war der Besuch Adolf Hitlers im Jahr 1923, der laut Familienaufzeichnungen an einem Sonntagnachmittag bei den Schwarzenbachs vorbeikam.
Besonders verbunden mit dem Gut war Annemarie Schwarzenbach. Die bekannte Schriftstellerin und Journalistin wuchs auf Bocken auf, entwickelte später jedoch ein angespanntes Verhältnis zu ihrer Familie.
Von der Credit Suisse zur UBS
In den 1990er Jahren wandelte die Credit Suisse das Landgut in ein Seminarhotel um. 2010 sorgte die Kündigung des letzten Pächterpaars für Proteste in der Bevölkerung.
Zuletzt war das Bockengut Schauplatz bedeutsamer Ereignisse während des Niedergangs der Credit Suisse. Im März 2023 fand hier die letzte Retraite der Bankkaderriege statt – doch auch die pittoreske Kulisse konnte die Grossbank nicht mehr retten. Nach der Übernahme durch die UBS folgt nun mit Swiss Life ein neues Kapitel.
Ausblick
Mit dem Eigentümerwechsel zu Swiss Life scheint die Zukunft des historischen Landguts gesichert. Das 8 Hektaren grosse Anwesen soll weiterhin als Veranstaltungsort dienen und gleichzeitig seine Rolle als Naherholungsgebiet für die Horgner Bevölkerung behalten. Die geplante verstärkte Öffnung für externe Gäste könnte dem traditionsreichen Gut neue Impulse verleihen.





