Gesucht: 8600 neue Lehrstellen
Innovative Projekte fördern
Ein weiterer wichtiger Pfeiler des Projekts Lehrstellenförderung ist die Auswahl und Finanzierung innovativer Projekte, die dazu beitragen, neue Ausbildungsplätze zu schaffen oder bestehende zu festigen.
Quartalsweise können Branchenverbände, Unternehmen und weitere Institutionen, die sich für Bildung engagieren, Ideen einreichen. Für die Finanzierung stehen insgesamt eine Million Franken für die Jahre 2024 und 2025 zur Verfügung. Dabei gilt: Alle Berufszweige sind gleichgestellt. Das bedeutet, ein Kleinstberuf wie etwa jener des Blasinstrumentenbauers hat genausodie Chance, berücksichtigt zu werden, wie beispielsweise der Schreinerverband.
«Wir haben bereits einige vielversprechende Anträge erhalten», sagt Gamper, der das Eingabeverfahren koordiniert und Ansprechpartner ist. So möchte ein Verband in Zusammenarbeit mit einer Berufsfachschule mehr Lehrstellen schaffen, damit sie einen eigenen Schulstandort im Kanton etablieren können, was für Lernende und Betriebe attraktiver ist; ein Berufsverband möchte eine Marktanalyse bei seinen zugehörigen Betrieben durchführen und so herausfinden, welche Unternehmen Potenzial für zusätzliche Ausbildungsplätze haben; ein anderer Berufsverband will eine Weiterbildung für jene Praxisbildnerinnen und -bildner auf die Beine stellen, die nicht hauptverantwortlich für die Lernenden tätig sind, aber diese tagtäglich eng begleiten. Bisher müssten sie dafür einen kompletten Lehrgang machen.
Starker Wille aller Akteure
«Mich hat positiv überrascht, wie gross das Interesse am Thema und wie stark der Wille seitens aller Akteurinnen und Akteure ist, die Lehrstellensituation zu verbessern», betont Gamper. Dies zeigen nicht nur die bisher eingereichten Projekte. Bereits als Gamper und Schudel gemeinsam mit der zehnköpfigen Projektgruppe ab Herbst 2022 die Lehrstellenförderung aufgleisten, stiess dies auf grosses Echo.
«Mich haben sogar andere Kantone angerufen und wollten wissen, was wir hier machen», erzählt Gamper. Was sich ebenfalls früh abzeichnete: Die grosse Herausforderung ist, möglichst allen Begehrlichkeiten und Bedürfnissen gerecht zu werden – auch wenn diese einander je nach Berufsfeld diametral entgegenlaufen.
Schudel nennt einige solcher Beispiele: «In der Gebäudetechnik oder im Baugewerbe sucht man händeringend nach Lernenden, während in der IT viele interessierte Jugendliche auf wenige Lehrstellen treffen.» Damit manifestiert sich auch gleich ein weiterer Knackpunkt.
«Zum Beispiel haben IT-Start-ups und-Unternehmen zum Teil noch kein Ausbildungs-Gen entwickeln können», sagt Jonas Schudel. «Ihnen fehlen das Wissen und die Strukturen für die Nachwuchsförderung. Etwas, was traditionelle Berufe wie Bäcker oder Maurer längst in ihrer DNA haben.»
Hinzu kommen zahlreiche weitere Gründe, weshalb Betriebe noch keine Lehrstellen anbieten oder bestehende auch mal auf Eis legen. Letzteres geschieht beispielsweise, wenn der Bund in einem Beruf eine Reform initiiert.
«Es kommt vor, dass sie dann erst einmal abwarten wollen, wie sich das Ganze entwickelt», erzählt Stefan Gamper.
Letztlich spielt auch der sich laufend wandelnde Markt eine zentrale Rolle. Berufsbilder ändern sich aufgrund der Digitalisierung und neuer Technologien teilweise rapide. Das verlangt oftmals eine grosse Anpassungsfähigkeit der Betriebe. Oder es muss gleich ein ganz neuer Lehrberuf geschaffen werden, wie jüngst etwa in der Solarbranche, wo aufgrund der massiv gestiegenen Nachfrage nach Solaranlagen eine Lehre für Solarinstallateurinnen und-installateure aus dem Boden gestampft wurde.
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